Design

Design zum Anfassen

02.02.2018 | 5 min. Lesezeit | Autor: Larissa Lanker

Wenn Papier bewusst und richtig als Gestaltungsmittel eingesetzt wird, übernimmt es über seine Funktion als Träger hinaus eine eigene Informationsvermittlung. Eine gezielte Papierauswahl sorgt für mehr Aufmerksamkeit und schafft ein einzigartiges Nutzererlebnis. Wie das gelingt und welche verschiedenen Arten von Papier es gibt, erklären wir in diesem Blogpost.

Die richtige Papierwahl ist ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation und des Marketings. Sie bringt Mehrwert in der Kommunikation, erhöht die Qualität der Drucksachen, unterstützt die Markenidentität und gewährleistet so den richtigen Image-Transport.

Richtig eingesetzt, vermittelt Papier Werte und Tätigkeit eines Unternehmens

Sinnliches Markenerlebnis


Auch Daniel Zoranovic, Aussendienstmitarbeiter bei Fischer Papier, einem der grossen Ostschweizer Papierlieferanten, ist ein grosser Papierliebhaber: «Mir gefällt, dass es so viele unterschiedliche Papiere gibt. Geschmäcker sind unterschiedlich und es passt nicht immer das Gleiche», erzählt er. Hinzu komme, dass je nach Gestaltung ganz unterschiedliche Papierarten gefragt seien. «Papier ist sinnlich und weckt Emotionen. Allein die Haptik löst eine spezifische Wahrnehmung aus», weiss Zoranovic.

Um dies zu unterstreichen, macht Daniel Zoranovic jeweils folgendes Experiment: Er zeigt ein hochweisses, geglättetes Papier und ein gelbliches Naturpapier. Dann fragt er, welches besser zu einer Zahnarztpraxis passe. Die Antwort ist immer die gleiche: Das sehr weisse, glatte Papier. Darauf fragt er nach, ob man dieses Papier auch für eine Recyclingfirma verwenden würde. Auch her falle die Antwort einstimmig aus: Nein, man würde das Recyclingpapier verwenden, weil es das richtige Image transportiere.

Larissa Lanker im Gespräch mit Daniel Zaranovic von Fischer Papier

Zwei Hauptkategorien von Papier


Es gibt unzählige Papiersorten, die sich stark voneinander unterscheiden, und die Möglichkeiten sind riesig. Wir unterscheiden grundsätzlich zwei Hauptkategorien von Papierarten: gestrichenes und ungestrichenes Papier.

Gestrichenes Papier

Die Oberfläche des Rohpapiers wird mit einem Bindemittelauftrag veredelt. Dieser sogenannte Strich besteht meist aus Kreide, Kaolin, Kalziumcarbonat und anderen Stoffen. Das Papier bekommt dadurch eine geschlossenere, glattere und stabilere Oberfläche, was eine hohe Detailwiedergabe und bessere Druckqualität ermöglicht. Es existieren verschiedene Ausführungen des Strichs: glänzende, halbmatte, matt gestrichene oder gussgestrichene Papiere.

Eigenschaften von gestrichenem Papier:

  • Bessere Bedruckbarkeit
  • Intensivere Farben
  • Robuster, längere Haltbarkeit
  • Bessere Opazität
  • Weniger Textur
  • Weniger natürliche Haptik
  • Erhöhtes Flächengewicht und Dichte

Ungestrichenes Papier (Offsetpapier oder Naturpapier)

Bei ungestrichenen Papieren wird die Oberfläche nicht nachbearbeitet, die Poren sind offen und die Textur bleibt natürlich rau. Die Faserstruktur ist gut sichtbar.

Eigenschaften von ungestrichenem Papier:

  • Natürliche Haptik
  • Ökologischer
  • Aufwändigere Bildbearbeitung nötig
  • Weniger robust
  • Vergilbt schneller

Eine Variation des ungestrichenen Papiers sind satinierte Papiere. Diese werden anders als gestrichene Papiere nicht mit einer Streichfarbe versehen, sondern mit Walzen geglättet. Sie sind somit stärker behandelt als ein klassisches ungestrichenes Papier und besitzen somit eine höhere Opazität sowie eine glattere, geschlossene Oberfläche.

Grosse Papierauswahl sortiert nach Kategorien


Weitere Papiereigenschaften erklärt


Rohstoffe

Papier wird aus verschiedenen Rohstoffen hergestellt. Es gibt holzartige Papiere, holzfreie Papiere und Hadernpapiere. Letztere werden aus Leinen oder Baumwolle hergestellt. Holzfreie Papiere sind haltbarer und vergilben nicht so schnell, dafür weisen sie eine niedrigere Opazität auf als holzartige Papiere.

Grammatur

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Auswahl des Papiers ist die Grammatur (Stärke des Papiers). Von vielen Papieren gibt es Grammaturen von 90 g/m2 bis 300 g/m2.

Grammaturen für verschiedene Anwendungen:

  • Briefpapier: 80 – 100 g/m2
  • Visitenkarten: 200 – 400 g/m2
  • Flyer: 135 – 170 g/m²
  • Postkarte: 250 – 300 g/m²

Volumen

Das Volumen (die Dicke) verschiedener Papiersorten kann bei gleichem Gewicht unterschiedlich sein. Für Bücher werden beispielsweise oft voluminösere Papiere verwendet. Gestrichene Papiere haben bei gleichem Gewicht ein kleineres Volumen als Naturpapiere.

Opazität

Die Opazität beschreibt die Durchsichtigkeit eines Papiers. Eine hohe Zahl bedeutet ein geringes Durchscheinen, eine niedrige Zahl ein hohes Durchscheinen. Je grösser also die Opazität, umso weniger «durchsichtig» das Papier.

Papierfarbe

Weiss ist nicht gleich weiss; es unterscheidet sich in vielen Nuancen. In der Papierherstellung spricht man vom sogenannten Weissgrad. Ein Papier kann von hochweiss, gelblichweiss bis recyclingweiss eine Vielzahl an Weisstönen abdecken. Die Farbe ist ein wichtiges Kriterium in der Bildbearbeitung, denn vor dem Druck muss das Farbprofil auf die Papierfarbe (und die Papierart) abgestimmt werden.

Laufrichtung

Während der Papierherstellung schwimmen die Fasern des Rohstoffes frei herum und ordnen sich erst durch das Schütteln parallel zur Produktionsrichtung der Papierbahn ein. Im fertigen Zustand lässt sich das Papier mit der Faser leichter biegen als gegen die Faserrichtung. Für die Zeitschriften- und Buchherstellung muss die Laufrichtung beispielsweise immer parallel zum Buchrücken sein, da sich die Seiten sonst sehr schlecht blättern lassen.

In der Fachsprache spricht man von den folgenden zwei Faserrichtungen:

  • Breitbahn (BB): Der Papierbogen liegt breit in der Papierbahn, die kurze Kante liegt längs der Faserlänge (parallel zur Faser)
  • Schmalbahn (SB): Der Papierbogen liegt schmal in der Papierbahn, die lange Kante liegt längs der Faserlänge (parallel zur Faser)

Umweltlabel

Es gibt verschiedene Papierlabels wie zum Beispiel der Blaue Engel, FSC, PEFC, EU-Blume oder der Nordische Schwan. Sie alle setzen sich für eine umweltbewusste Papierproduktion ein.

 

Wie entscheide ich mich für das richtige Papier?


Entscheidende Auswahlkriterien für Papier sind in erster Linie die Haptik, die optische Qualität hinsichtlich der Wiedergabe von Bildern und Schrift sowie die Übereinstimmung mit der Unternehmensidentität. Allerdings spielen auch pragmatische Gründe wie das Druckverhalten des Papiers, Möglichkeiten der Verarbeitung und das Preis-Leistungsverhältnis eine Rolle.

 Weitere Kriterien bei der Papierwahl:

  • Art des Printproduktes
  • Anteil Bild-Text
  • gewünschter Weissgrad/Opazität
  • ökologischer Standpunkt

Unsere Designerinnen Larissa Lanker und Johanna Gächter bei der Papierauswahl


Trends in der Papierwahl


Bei Fischer Papier sei klar ein Trend zu Naturpapieren spürbar, erzählt Zoranovic: «Naturpapiere wie zum Beispiel das Holmen sind im Moment besonders beliebt.» Es gelte zurzeit: Je rauer, desto besser.  Zudem seien auch Kombinationen und Gegensätze sehr beliebt: «Viele Kunden kombinieren beispielsweise ein Naturpapier mit einem sehr glänzenden Papier, damit die Printprodukte noch mehr auffallen», erzählt Zoranovic. Leicht rückgängig sei hingegen der Einsatz von 08/15-Standardpapiere. Generell werde immer öfter in kleineren Mengen gedruckt – dafür auf einem spezielleren Papier.

 

Ist Papier am Ende?


Während zu Beginn der Digitalisierung oftmals der Untergang des Prints prophezeit wurde, wird es heute als ideale Ergänzung zur digitalen Kommunikation gesehen. «In der heutigen Zeit werden wir mit so vielen Infos konfrontiert, da bietet Papier ein spezielles Erlebnis und strahlt im Gegensatz zur digitalen Flut eine Ruhe aus», erklärt Daniel Zoranovic. Viele Unternehmen hätten erkannt, dass es auf das richtige Zusammenspiel von analog und digital ankomme. «Diese Fähigkeit zu beherrschen, schafft einen grossen Mehrwert», ist Zoranovic überzeugt.


Gerne unterstützen wir Sie bei der Papierauswahl und der Gestaltung Ihrer Printprodukte. Kontaktieren Sie uns!

 

 

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Larissa Lanker hat ihr Handwerk in der Fachklasse Grafik in St.Gallen erlernt. Bei Kernbrand war sie für Layout- und Grafikarbeiten in verschiedenen Projekten verantwortlich, sowohl im Printbereich als auch digital. Mehr Artikel von diesem Autor