Für die einen noch unbekanntes Terrain, für die anderen bereits fester Bestandteil im Marketing-Mix: TikTok wurde als «rising star» des Jahres 2020 prognostiziert. Seit Herbst ist das Betaprogramm mit bezahlter Werbung für ausgewählte Agenturen in der Schweiz verfügbar. Monami-Gründer David Cappellini und Facebook-Guru Thomas Hutter sind sich einig, dass diese App mehr als nur ein kurzer Trend ist.
Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendwo eine Choreografie nachgetanzt wird oder eine Hashtag-Challenge für Gesprächsstoff sorgt. Teenager mit Millionen von Followern erobern die Welt. Ebenso wie das Intro von «Savage Love» von Jason Derulo.
Während manche noch daran festhalten, dass TikTok eine lustige Spielwiese für Kids und Teenager ist, sprechen die Zahlen der Video-Plattform eine deutliche Sprache: Millionen von Views, riesige Engagement-Raten und eine Reichweite, die weit über die Plattform hinaus geht. «Der durchschnittliche TikTok-User wird fortlaufend älter und substanzieller Content gewinnt an Gewicht – Lipsync und Tanzen waren gestern. Nun sind von Comedy über Infotainment bis zur Expertise hochwertige Inhalte gefragt», weiss David Cappellini, Gründer von Monami. Die Content-Agentur produziert unter anderem für Coop TikTok-Videos. Im letzten Januar ist der Detailhändler auf der zur chinesischen Firma Bytedance gehörigen Plattform gestartet – und hat mit dem ersten, von Monami produzieren Clip innerhalb weniger Tage weit über 300’000 Klicks erzielt.
David Cappellini, Monami.
Auch in der Schweiz ist der Erfolg der App steigend: «Genaue Zahlen zur TikTok-Nutzung hierzulande sind nicht öffentlich zugänglich. Wir schätzen rund 1,5 Millionen Nutzer*innen, davon rund 60 Prozent weiblich und rund 70 Prozent unter 24 Jahre alt», so Thomas Hutter, Inhaber und Geschäftsführer der Hutter Consult AG.
Thomas Hutter, Hutter Consult AG.
Reichweite und Verweildauer überzeugen
Hutter Consult gehört zu den wenigen Schweizer Agenturen, die als TikTok-Partner bereits Werbung auf der Plattform buchen können. Er schätzt, dass in der Schweiz etwa zehn Firmen Teil des Betaprogramms von TikTok sind und Werbungen schalten können. Um das zu tun, müssen sich Agenturen bei TikTok bewerben. Ausserdem sind nicht alle Werbeformen, die es zum Beispiel in den USA gibt, hierzulande auch verfügbar.
Creator, nicht Influencer
Während sich auf Instagram Influencer noch für die Nennung von Tee und Diätpillen bezahlen lassen, werden auf TikTok die Content-Ersteller «Creators» genannt und glänzen mit einem ganz neuen, von Kreativität und Storytelling getriebenen Umgang mit zu bewerbenden Produkten «Creator*innen sehen sich nicht als Influencer*innen und werden auch nicht so adressiert», erklärt Thomas Hutter, «TikTok konzentriert sich stark auf Partnerschaften zwischen Unternehmen und Creators und pusht diese.»
Content ist sehr kreativ
Coop, Postfinance, Migros Bank, Post, SBB, Schweiz Tourismus, Glattzentrum, Bundesamt für Gesundheit – die Namen, die bereits auf TikTok agieren, sind gross. Und die App ist nicht nur für Unternehmen, die eine jüngere Zielgruppe im Auge haben, interessant. «Wir sind überzeugt davon, dass fast jedes Unternehmen die richtigen Geschichten auf die richtige Art und Weise auch auf TikTok erzählen kann. Bei manchen fehlt aktuell noch der Mut – aber dieser dürfte sich definitiv auszahlen», so David Cappellini.
Das ganze Gespräch mit David Cappellini und Thomas Hutter erscheint in unserem neuen MenschMarke-Magazin.