Der Ostschweizer Prof. Dr. Roman Capaul ist Titularprofessor am Institut für Wirtschaftspädagogik (IWP) und Dozent für Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen. Er befasst sich unter anderem mit Schulführung und Schulentwicklung. Wir haben ihn im Interview gefragt, worauf insbesondere Privatschulen bei der Kommunikation achten müssen.
«Solange es weiterhin Kinder gibt, haben wir auch Nachwuchs für unsere Schule. Wir brauchen keine aufwendige Kommunikation.» So sehen dies bestimmt einige Schulen. Was meinen Sie dazu?
So einfach ist es nicht mehr. Ob Privatschule oder staatliche Schule, der Aussenkontakt wird grundsätzlich immer wichtiger. Auch die staatlichen Schulen befinden sich in einer gewissen Art von Wettbewerb. Das heisst, dass die Profilierung oder Positionierung von Schulen, eine glaubwürdige und langfristige Schulqualität und ein sorgfältiger Aussenkontakt mit den verschiedenen externen Anspruchsgruppen für alle Schulen tendenziell wichtiger wird.
Es scheint heute eine grössere Herausforderung zu sein, Schüler und Schülerinnen für Schulen zu gewinnen. Weshalb?
Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass Schülerinnen und Schüler einfach so kommen. Das gilt besonders für private Schulen. Bei einer Schulwahl kann eine gezielte Aussenkommunikation den Unterschied ausmachen. Gerade bei Internatsschulen herrscht ein grosser Verdrängungskampf auf dem Markt.
Foto: Livia Eichenberger
Was können Schulen machen, um mit zukünftigen Schülerinnen und Schülern oder Eltern Kontakt aufzubauen?
Der Kontakt kann über Schnuppertage stattfinden oder über eine Webseite. Grundsätzlich brauchen Schulen ein ausdifferenziertes Kommunikationskonzept nach aussen. Wichtig sind auch die Lehrpersonen, Lernenden und die Schulleitung, welche alle in ihrer Funktion und Rolle auch Botschafter der Schule sind.
Gibt es da Unterschiede von Schulstufe zu Schulstufe?
Ich würde sagen, dass die Kinder mit zunehmendem Alter zunehmend bereit und fähiger sind, täglich längere Schulwege zu fahren. Wenn eine Dorfschule beispielsweise nicht gut ist, hat man die Möglichkeit, in eine andere, private Schule zu fahren.
Hat die Anzahl an Privatschulen in der Schweiz zugenommen?
Die Anzahl an Internaten hat klar abgenommen. Bei International Schools, die den Unterricht auf Englisch anbieten, ist es von Kanton zu Kanton unterschiedlich.
Weshalb gibt es weniger Internatsschulen?
Die Versorgung von Gymnasien in den Randregionen ist immer besser geworden. Mittlerweile kann man am Morgen aufstehen, ins Gymnasium fahren und am Abend ist man wieder Zuhause. Mit den neuen Gymnasien steigt der Konkurrenzdruck.
Müssen Privat- oder Internatsschulen anders kommunizieren, als staatliche Institute?
Grundsätzlich nein. Sie müssen aber noch aktiver sein, da das höhere Schulgeld, welches die Eltern zahlen müssen, ein Wettbewerbsnachteil ist. Allerdings reicht es nicht, aufwändige Werbung zu betreiben, wenn die Leistung dahinter nicht stimmt.
Können Sie einige Tipps geben, wie Schulen erfolgreich auftreten können?
Das Hauptziel ist die Glaubwürdigkeit. Eine Schule ist ein komplexes Gebilde. Auch die einzelnen Lehrpersonen verkörpern die Schule nach aussen. Um glaubwürdig zu wirken, sind Verständlichkeit, Klarheit und Übersichtlichkeit wichtig. Es darf keine Show sein. Zudem muss die Perspektive der anvisierten Anspruchsgruppen eingenommen werden. Wenn sich die Schulleitung beispielsweise die Webseite ihrer Schule ansieht, lohnt es sich mal bewusst in die Perspektive der verschiedenen Anspruchsgruppen hineinzuversetzen. Werden Zubringerschulen, Eltern und Lernende zielgerecht und zweckmässig angesprochen?
Herr Capaul, herzlichen Dank für das Gespräch.